Krankengymnastik

Krankengymnastik (KG) ist ein Sammelbegriff für verschiedene Techniken, die bei einer Vielzahl von Erkrankungen oder Beschwerden Anwendung finden.

In jedem Fall sollte einer guten krankengymnastischen Behandlung ein ausführlicher Befund vorangestellt werden. Ihr Arzt stellt zwar eine Diagnose, jedoch können wir Physiotherapeuten unsere Behandlung nur unzureichend anhand der medizinischen Diagnose planen.

Im physiotherapeutischen Befund untersuchen wir, welche Struktur des Körpers betroffen ist. Damit soll die Frage beantwortet werden, ob ein Problem mit der Muskulatur, mit den Gelenken oder mit den Nervenbahnen vorliegt und wie dieses Problem entstanden sein könnte.

Die erste Behandlung zielt unter anderem darauf ab, zu überprüfen, ob die im Befund aufgestellte Hypothese korrekt ist. Auch in der weiteren Behandlung wird kontinuierlich das „clinical- reasoning“ betrieben, wobei der Behandlungsprozess stetig reflektiert und angepasst wird.

Manuelle Therapie

Die Manuelle Therapie ist ein komplexes Untersuchungs- und Behandlungsverfahren, das Funktionsstörungen des Bewegungsapparates aufspürt und gelenkschonend therapiert. Mit speziellen Handgrifftechniken lokalisiert und analysiert der Therapeut eine Bewegungsstörung im Bereich der Extremitätengelenke oder der Wirbelsäule. Auf Basis des Befunds wird aus spezifischen Gelenk- und Muskeltechniken ein individuelles Behandlungskonzept erstellt.

 

Um die Gelenke zu mobilisieren bzw. Schmerzen zu lindern, werden Gelenkflächen durch manuellen Zug voneinander entfernt (Traktion) oder der Gelenkpartner parallel verschoben (translatorisches Gleiten). Es handelt sich dabei um paraphysiologische Bewegungen, die der Patient selbst nicht durchführen kann. Bei muskulären Verkürzungen wird nach den Prinzipien der PIT (post isometrische Relaxation) eine Muskeldehnung durchgeführt. Die Weichteile, also Bindegewebe, Muskeln und Sehnen, werden durch verschiedene Techniken entspannt, damit sich die Muskulatur dem neuen Gelenkspiel anpasst.

 

Die konsequente Weiterentwicklung der Manuellen Therapie ist auch in den Techniken der parientalen Osteopathie zu finden.

Manuelle Lymphdrainage

Die Manuelle Lymphdrainage wird seit den 60er Jahren von Physiotherapeuten mit entsprechender Zusatzqualifikation, auf Verordnung des Arztes hin, durchgeführt. Ziel der Behandlung ist es, die reduzierte Pumpfunktion des Gefäßsystems zu unterstützen. In erster Linie dient die Manuelle Lymphdrainage der Entstauung von geschwollenem Gewebe. Hierbei handelt es sich zumeist um Schwellungen an Armen oder Beinen. Physiotherapeuten verwenden dabei spezielle Handgriffe, bei denen zum Beispiel durch rhythmische, kreisende und pumpende Bewegungen der Handflächen die angestaute Flüssigkeit in Richtung der zuständigen Lymphknotenstation abtransportiert wird. Durch die Atmung und durch zusätzliche Anregung entfernt liegender Lymphknoten kann dabei eine Sogwirkung erzielt werden, die den Abtransport der Gewebeflüssigkeit begünstigt. Das Gewebe schwillt ab, die Schmerzen werden gelindert und das Gewebe wird lockerer und weicher, was sich ebenfalls auf die Beweglichkeit auswirkt.

 

Die Manuelle Lymphdrainage wird häufig als 2-Phasentherapie angewandt. Die Phase I der Entstauung bedeutet tägliche Lymphdrainagetherapie, Hautpflege, Kompressionstherapie mit Bandagen und Entstauungstherapie, die Phase II bedeutet Manuelle Lymphdrainage nach Bedarf und Kompression mit einem nach Maß angefertigten Kompressionsstrumpf und Gymnastik zur Entstauung. Die Manuelle Lymphdrainage ist somit ein Teil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie.

 

Die Manuelle Lymphdrainage darf von speziell dafür weitergebildeten Physiotherapeuten durchgeführt werden.

Bobath-Therapie

Das Bobath-Konzept betrachtet jeden Menschen mit einer Schädigung des Nervensystems individuell und ganzheitlich. Die ärztlich verordnete Bobath-Therapie darf nur von zertifizierten Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten durchgeführt werden. Diese in speziellen Bobath-Kursen ausgebildeten Therapeuten haben die dafür vorgeschriebenen Lehr- Lernzielkontrollen mit Erfolg abgeschlossen.

 

Im Unterschied zu anderen Therapiekonzepten gibt es im Bobath-Konzept keine standardisierten Übungen. Im Vordergrund stehen individuelle und alltagsbezogene therapeutische Aktivitäten, die den Patienten in seinem Tagesablauf begleiten. Es ist ein 24-Stunden-Konzept.

 

Das Nervensystem hat die Fähigkeit ein Leben lang zu lernen. Nach einer Schädigung ermöglicht es die Plastizität des Gehirns neue Kapazitäten zu aktivieren. Die Bobath-Therapeuten unterstützen den betroffenen Patienten bei seinem individuellen Lernprozess.

 

In welchen Fällen kann das Konzept angewandt werden?

 

Es kann angewandt werden:

 

  • nach einem Schlaganfall
  • nach Schädelhirntrauma oder Hirnblutung
  • bei Multipler Sklerose
  • bei Morbus Parkinson
  • bei anderen neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen.

PNF-Therapie

PNF steht für „Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation“. Was bedeutet das? Ihr Körper verfügt über unterschiedliche Sinnesorgane. Durch die sogenannten Bewegungsfühler (Rezeptoren) nehmen Sie wahr, wie Ihr Körper sich bewegt oder in welcher Position er sich befindet („Propriozeptiv“). Daher wissen Sie ohne hinzusehen, ob Sie zum Beispiel Ihr Knie gerade strecken oder beugen. Eine PNF-Therapie regt diese Rezeptoren in Gelenken, Muskeln und Sehnen durch gezielte Stimulation an und aktiviert sie. Durch die Stimulation wird die Wahrnehmung gefördert, sie ist entscheidend für die Bewegungsorganisation.

 

PNF fördert somit das Zusammenspiel zwischen Rezeptoren, Nerven und Muskeln („Neuromuskulär“). Arbeiten sie gut zusammen, fallen Ihnen alle alltäglichen Bewegungen leichter („Fazilitation“).

 

Die PNF Therapie unterscheidet sich von anderen Übungsbehandlungen:

 

Speziell die Drehungen / Rotationen bei den Bewegungen werden gezielt hervorgehoben, um den Muskelverläufen optimal gerecht zu werden.

 

Am Beginn jeder physiotherapeutischen Behandlung durch PNF steht die „Befundung“ Ihrer Bewegungsfähigkeiten. Sodann besprechen Sie mit dem Therapeuten oder der Therapeutin, welche körperlichen Fähigkeiten Sie verbessern möchten und formulieren gemeinsam eine Zielvereinbarung.

 

PNF ist Konzept, Therapiemethode und Technik zugleich.

 

Dabei ist besonders hervorzuheben, dass PNF sich an den Ressourcen des Patienten orientiert und diese gezielt zur Verbesserung der Bewegungs- und Haltungskontrolle einsetzt. D.h., dass zur Verfügung stehende Fähigkeiten von besonderem Interesse sind. Machen Sie folgendes kleines Experiment: „drücken Sie Ihre Hand kräftig auf den Tisch, vor dem Sie gerade sitzen“. Sie werden sogleich merken, dass Ihre Bauchmuskeln zu arbeiten beginnen. So kann ein kräftiger Arm genutzt werden, um schwache Bauchmuskeln zu aktivieren.

 

Jeder PNF Therapeut kennt die Zusammenhänge unserer motorischen Organisation und kann so Ihre guten Fähigkeiten gezielt einsetzen. Viele Wiederholungen der zu erlernenden Bewegung in variablen Kontexten führen schließlich zum Therapieerfolg.

 

PNF kann Menschen mit Störungen des Bewegungs- oder Stützapparates helfen, ihre Sicherheit und Selbständigkeit zu verbessern und Schmerzen zu beheben oder zu lindern. Eine Behandlung nach PNF wird insbesondere angewandt bei Bewegungsstörungen aufgrund von:

 

  • Multipler Sklerose
  • Morbus Parkinson
  • Querschnittslähmung
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Schlaganfall
  • Gelenkoperationen
  • Sportunfällen
  • Gesichts-, Mund- und Schluckbeschwerden (inklusive Kieferproblematiken)
  • Rückenschmerz

 

Die Therapie verbessert die bewusste und unbewusste Steuerung der Körperhaltung und Bewegung. Bei schweren Erkrankungen oder Verletzungen fördert PNF lebenserhaltende Funktionen wie die Atmung, das Essen und das Schlucken.

 

Die PNF-Therapie darf nur von speziell dafür weitergebildeten Physiotherapeuten durchgeführt werden.

Osteopathie

Osteopathie? Was ist das?

 

Grundlage der osteopathischen Herangehensweise ist die Erhaltung und Wiederherstellung der Bewegung und der Beweglichkeit der Gewebe im gesamten Organismus.

Ist die Bewegung eingeschränkt oder schmerzhaft, kann dies Ursachen haben, die zum Beispiel auf Schädigungen des Gewebes vor langer Zeit zurückzuführen sind: eine verwachsene Blinddarmnarbe kann zu Rückenschmerzen führen, ein längst vergessener „verknackster“ Knöchel Beschwerden im Bereich des Beckens und der Lendenwirbelsäule hervorrufen. Im Körper entstehen Spannungsketten, die Schmerzen auslösen oder Funktionen einschränken.

 

Funktionsstörungen in ihren Ursachen auf die Spur zu kommen und dem Körper durch Aktivierung der Selbstheilungskräfte zu helfen, sein Gleichgewicht und seine Beweglichkeit wiederzufinden, ist die Aufgabe des Osteopathen. Die Osteopathie sieht den Körper immer als komplexes System, in dem der Ort der Symptome nicht zwingend mit dem Ort der Ursache identisch sein muss.

 

Mit der Osteopathie werden die folgenden drei Hauptbereiche behandelt:

 

  • der parietale Bereich: der Bewegungsapparat (Knochen, Muskeln, Gelenke, Sehnen und Bänder)
  • der viscerale Bereich: die inneren Organe
  • der craniosacrale Bereich: der Schädel, das Rückenmark und das Nervensystem

 

Die osteopathische Medizin beruht auf folgenden Prinzipien:

 

  • die Einheit des menschlichen Körpers
  • die wechselseitige Abhängigkeit von Struktur und Funktion
  • die selbstregulierenden Kräfte des Körpers

Cranio Sacrale Therapie - Eine sanfte Behandlung

Das Cranio Sacrale System befindet sich zwischen dem Schädel (lat: cranium) und dem Kreuzbein (lat: sacrum) Dieses Flüssigkeitssystem ist mit Liquor (Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit) gefüllt. Die Wände dieses Systems bestehen aus der harten Hirn- und Rückenmarkshaut.

 

Die Cranio Sacrale Therapie ist eine sanfte, manuelle Behandlungsform, die sich über leichte Körperberührungen in die Bewegungen des Cranio-Sacralen-Systems eines Menschen hineinfühlt. Der Therapeut ertastet am Schädel und am Becken das Pulsieren des Liquors innerhalb des Systems und macht sich ein Bild von eventuellen Einschränkungen.

 

Das Flüssigkeitssystem, in das die Nerven eingebettet sind, ist beim kranken Menschen in seiner Funktion eingeschränkt und kann durch die Cranio Sacrale Therapie wieder optimiert werden. Mit gezielten Handgriffen wird das eingeschränkte Gewebe gelöst, bis das Pulsieren uneingeschränkt ertastet werden kann. Auf diese Weise werden natürliche Heilungsmechanismen aktiviert.

 

Diese Mechanismen helfen Spannungen abzubauen, das funktionelle Vermögen des Nervensystems zu steigern, Schmerzen zu lindern, Blockaden zu lösen, den Hormonhaushalt positiv zu beeinflussen, das Immunsystem zu stärken und somit die Gesundheit maßgeblich zu unterstützen.

Kinesiotherapie-Taping

Die grundlegende Wirkweise des Kinesiologie Tapes erklärt man damit, dass feine sensorische Informationen durch Rezeptoren der Haut an den Körper vermittelt werden. Dadurch können körpereigene Selbstheilungsprozesse bei Verletzungen angeregt, Schmerzzustände vermindert und gleichzeitig die Beweglichkeit verbessert werden. Die Wirkung des Kinesiologie Tapes soll erzielt werden über:

 

  • Stimulation des Lymphsystems
  • Verbesserung der Mikrozirkulation/Durchblutung
  • Druckentlastung von Rezeptoren
  • Schmerzdämpfung durch Korrektur von Gewebestrukturen
  • verbesserte Muskelfunktion
  • positiver Einfluss auf Organe durch cutiviscerale Reflexe

 

Inzwischen wird das Kinesiologie Tape erfolgreich in verschiedenen Gebieten der Orthopädie, Sportmedizin, Physiotherapie und bei vielen Indikationen sowohl in der Rehabilitation als auch in der Prävention eingesetzt. Die Mobilisation des Bewegungsapparats steht im Vordergrund.

Öffnungszeiten

Mo. bis Do.     07.50 Uhr - 13.15 Uhr

                       14.00 Uhr - 19.00 Uhr

 

Fr.                   07.50 Uhr - 16.00 Uhr

© 2016 Praxis für Physiotherapie  Andreas Gabriel